Genehmigt wurde sie als Schulversuch mit dem sperrigen Namen „Selbsttätiges und individuelles Lernen in freien Arbeitsphasen“.
Der Initiator dieses Startingpoints der Montessori-Bewegung in der zweiten Republik war unser langjähriger Obmann von Montessori-Österreich Dr. Herbert Haberl. In seiner damaligen Funktion als Direktor des Pädagogischen Instituts des Bundes in Salzburg war es sein Anliegen, an einem Standort beispielhaft zu zeigen, wie ein reformpädagogischer Ansatz in der Regelschule wirksam werden kann.
Ein Blick zurück auf die vergangenen 30 Jahre lässt die Kraft dieses Vorhabens erkennen. In dieser Zeit hat sich die Montessori Pädagogik in Österreich (mehr als in Deutschland) zu einem reformpädagogischen Impulsgeber für das öffentliche Schulwesen entwickelt.
Der Weg zur breiten Akzeptanz und Wertschätzung der Montessori-Pädagogik war keineswegs ein geradliniger, geschweige denn ein leichter. Vorurteile wie, diese Kuschelpädagogik bereite nicht auf das Leben vor, sei nur etwas für Behinderte, sei ein Ausläufer der antiautoritären Achtundsechzigerjahre, wo nur gespielt und nicht gelernt würde, waren zäh und weit verbreitet.
Rückblickend kann man sagen, dass es vergleichsweise leicht war, viele LehrerInnen und KindergärtnerInnen für die Montessori-Pädagogik zu gewinnen. Traf sie doch bei vielen das Bedürfnis nach mehr Kindorientierung in ihrer päd. Praxis.
Schwieriger war es schon die Eltern von der Qualität dieses Ansatzes zu überzeugen. Ihre Vorstellungen von Schule und Lernen waren noch durch eine völlig andere schulische Sozialisation geprägt.
Die größten Hindernisse lagen jedoch bei schulpolitschen Entscheidungsträgern. Jahr für Jahr mussten reformpädagogische Vorhaben als Schulversuche im Landesschulrat genehmigt werden und waren den schulpolitisch wertkonservativen Entscheidungen ausgeliefert.
In diesen, aus dem heutigen pädagogischen Bewusstseinsstand teils aberwitzig erscheinenden Widerständen, lag die Ursache für die Gründung des ersten Montessori-Vereins in Salzburg. In seinem Vorstand sollte die Reformarbeit gebündelt und Eltern und Pädagoginnen in gleichem Ausmaß vertreten sein.
In den Folgejahren waren es vor allem Eltern, die Vorhaben mit mehr Gewicht als die betroffenen Pädagoginnen durchsetzen konnten.
Trotz langjährigen zähen Ringens ist es nicht gelungen, an einer öffentlichen Oberstufe einen Montessori- Zweig zu installieren. Dieser Erfolg blieb bisher der evangelischen Diakonie mit der Gründung einer privaten Montessori-Oberstufe in Grödig vorbehalten.
Zusammenfassend darf mit ein wenig Stolz festgestellt werden, dass der Salzburger Montessori- Verein mithelfen konnte, die reformwirksame Kraft der Montessori-Pädagogik in Salzburg und Österreich zu entfalten.
Wilhelm Weinhäupl